Freitag, 4. Oktober 2013

So war der September

So, der September ist zu Ende und er war sehr intensiv für die Kumpanen, das lasst euch gesagt sein und darum gibt es an dieser auch einen kleinen und vielleicht längst überfälligen wenn nicht Rückblick dann zumindest Post auf diesem Blog. 

Der September stand in Karlsruhe komplett im Zeichen der Literaturtage die ihrerseits unter dem Motto "Poetry Slam" standen. Kenner der Kumpanei wissen vielleicht, dass wir den öffentlichen Dichterwettstreit zwar nicht kategorisch ablehnen, ihm aber zumindest kritisch gegenüberstehen. Die beiden Anlässe, zu denen Florian Arleth bei sogenannten Poetry Slams mitwirkte, meistens auf Zureden weitaus wenig verbitterterer Kumpanen wie Maurice Meijer und/oder Aaron Schmitt (und zudem geködert von Freibier), waren für ihn Lektionen der Frustration, denn es stand zwar von Vorneherein das Potential dieses neuen literarischen Mediums fest, das Beharren auf einen Wettbewerb untergräbt aber in den Augen des Autors größtenteils die Qualität der Texte. 

Das soll jetzt keine weitere Verurteilung von Poetry Slams werden und diese Erkenntnis kommt vielleicht ein wenig zu spät, aber der Bogen kann immer noch gespannt werden. Spannen wir ihn zurück zu den Literaturtagen, die zwischen Donnerstag dem 19. September und Sonntag dem 22. September in Karlsruhe stattfanden. In diesen vier Tagen war Brot&Kunst in vier Veranstaltungen involviert. Den Anfang machte die BENTO.dühne, die Donnerstag um 17 Uhr die Literaturtage inoffiziell eröffnete. 

Seit Maurice Meijer vor einigen Monaten die Weite suchte und sie zumindest vorübergehend im fernen Lissabon fand, hatte Aaron Schmitt die Moderation der Lesebühne im BENTO übernommen. Doch an diesem Abend war Maurice wieder da, hielt sich für zwei-drei Wochen in Karlsruhe auf und wirkte tatkräftig bei den Literaturtagen mit. Das BENTO war sehr gut besucht, sogar von Vertretern der Literarischen Gesellschaft wie auch des Kulturamts.  Eine Impression des lesenden Maurice anbei:


Gegen halb Sieben endete die BENTO.dühne (und wird ab Oktober am zweiten MITTWOCH eines jeden Monats stattfinden, schonmal vormerken) und für den Autoren galt es, möglichst schnell in das Kino DIE KURBEL zu kommen, denn dort sollte um 21 Uhr der Kurzfilmslam beginnen und es war noch einiges an Vorbereitungen zu treffen. 

Kurzer Zeitsprung auf 23 Uhr: eine begeisterte junge Zuhörerin fragte Maurice beim Verlassen des Kinos, ob der Moderator denn eine Fanpage bei Facebook habe und die Jägermeisterverkäufe (Restbestände der EM 2012) waren an diesem Abend um das Dreifache gestiegen. Was war zwischendurch geschehen?


Nun ja, die Bühne in Kino 2 war hergerichtet, mit Tischlampe aus dem Privatbesitz, die nach jedem Textbeitrag per Handkordel ausgeschaltet wurde. Ein Baustellenstrahler auf der rechten Seite der Bühne lieferte die nötige Beleuchtung für die Vortragenden und wurde zuverlässig von dem überaus motivierten Helfer Peter (aka dem Märchenpeter aus dem BENTO) ein- und ausgeschaltet. Ein Bildschirmhintergrund prangte nach jedem Filmbeitrag auf der 32 Quadratmeter Leinwand. 

Vom Programm her standen insgesamt sechs Filme auf dem Programm, zu denen es jeweils einen Text zu hören gab. Zwar hatte es einen Tag vorher noch zwei Absagen (von Rolf Suter und Susana Lopes) gegeben, aber dafür waren es auch zwei Dichter mehr, die sich von einem der insgesamt 15 zur Verfügung stehenden Filme inspiriert fühlten und dazu etwas geschrieben hatten. Unglücklicherweise betrafen die beiden Ausfälle beide Filme von Sven Eric Maier, einem Karlsruher Regisseur, der schon Wochen vorher seine Anwesenheit angekündigt hatte. Aber Susana nahm kurz davor ihren Text noch als mp3 auf und so konnte der Abend wie geplant mit "Die Freiheit von Jessica Frank" beginnen, nur dass es eben nur die Stimme von Susana zu hören gab. 

Der mit knapp 80 Besuchern sehr gut gefüllte Saal bekam in den nächsten zwei Stunden einiges geboten, von den biergetränkten Moderationsfähigkeiten Florian Arleths einmal abgesehen. Mit Marco Wolff und Freddy Mork hatten zwei bekannte Namen aus den Verlagskreisen den weiten Weg aus der Pfalz auf sich genommen. Marco präsentierte eine spontan lustige Kundenreklamation zu der Apple-Parodie "iStone", Fred leicht surreal angehauchte Kurzprosa zu Dominik Schmitts Kunstfilm "Die Heilung". Den Abschluss des ersten Blocks bildete eine Kino-Koproduktion: Lisa Gundling, die als Vorführerin tätig ist, trug dynamisch Lyrisches zu einem Studienprojekt von Patrick Hauler, der Kassenbesetzung im Foyer an diesem Abend, vor. 

Während der nachfolgenden, fünfzehnminütigen Pause trafen auch Maurice Meijer und Aaron Schmitt ein. Die Beiden waren in der Badischen Landesbibliothek bei der offiziellen Eröffnung der Literaturtage noch eingebunden gewesen. Zuerst stand aber Lea Ammertal im Fokus der Aufmerksamkeit. Sie war die zweite vortragende Dame an diesem Abend und gab quasi ihr Lesebühnendebut, machte aber einen ausgezeichneten Job und trug sehr atmosphärisch klassisch Angehauchtes zu Simon Dendas Münchner Kammerspiel "Farfalle" vor. Maurice und Aaron schlossen als Routiniers den Abend dann ab. Maurice mit portugiesischen Flaschenliebhaberimpressionen zu dem Berliner Rapvideo "Acht-Cent-Blues", Aaron mit gewohnt melodisch tiefsinniger Lyrik zu dem hervorragenden Animationsfilm "Ich brauch mehr Rot". 

Das war dann auch schon das eigentliche Programm. Ein Finale ließen wir aufgrund der schlechten Umsetzbarkeit sein, auch war die Pfälzer Fraktion schon auf dem Heimweg. Und davon abgesehen mißfällt uns ohnehin der ständige, von der Gesellschaft auch noch verstärkte Wettbewerbsdrang, der in den Künsten nichts zu suchen hat. Als Rausschmeißer lief dann noch das WM Finale von 1974 in voller Länge, was zwei männliche Besucher aber eher zum Sitzenbleiben animierte. 

Glücklicherweise war der Freitag für die meisten Kumpanen dann ein freier Tag. Erst Samstagmorgen ging es mit einem PoetrySlam-Workshop in den Räumlichkeiten des PrinzMaxPalais weiter, geleitet von Aaron Schmitt und Florian Arleth. Sonntags gab es dann den zweiten Teil des Workshop und im Anschluss fand um 13 Uhr die Brot&Kunst Matinee statt. 


Diese Nachmittagsveranstaltung sollte kein verlagstechnischer Selbstzweck sein, sondern vielmehr beweisen, dass Slamtexte auch fernab von Bühne und Wettbewerb, nämlich in Buchform funktionieren können. Mit Maurice Meijer und Simon Felix Geiger hat Brot&Kunst ja bereits zwei Kumpanen veröffentlicht, die einen Namen in der Szene haben. Aaron Schmitt arbeitet gerade am Abschluss seines Textbandes "Körpersprache", das ebenfalls über den Verlag veröffentlicht werden soll. 

Dadurch war eine gute Grundlage geschaffen und nachdem in einem halben Dutzend Planungssitzungen der anfängliche Widerstand seitens der Literarischen Gesellschaft, dass es anderen Verlagen gegenüber unfair sei, einem einzelnen Verlag eine komplette Veranstaltung zu überlassen, nach und nach gebrochen worden war, nicht zuletzt durch die Kooperation mit dem Kleinen Buch Verlag, galt es nur noch, das mühselige Wort "Slam" aus dem Namen herauszuhalten. Matthias Waltz, der auf dem obenstehenden Bild gerade seine großartige Einleitung zu Brot&Kunst beendet, lenkte letztlich ein und aus dem "HighNoonSlam" wurde die "Brot&Kunst Matinee", die am Ende sogar aufgrund des super Wetters im Freien stattfinden konnte. 

Aus den Reihen des Verlags trugen Florian Arleth, Simon Felix Geiger, Maurice Meijer und Aaron Schmitt vor. Diese Konstellation gab es bei einer einzelnen Lesung noch nie und wir hielten sie umgehend fotografisch fest: 


Fast wichtiger war jedoch, dass knapp die Hälfte der insgesamt 11 Teilnehmer unseres PoetrySlam-Workshops sich trauten, ebenfalls etwas vorzutragen. Das gab der Veranstaltung zusätzlichen pädagogischen Wert und war gute Werbung für den Verlag. Anbei noch ein paar Bilder von der Veranstaltung:

Maurice in seinem Element. 


 Der Brot&Kunst-Verkaufsstand. Viel frequentiert, vor allen Dingen aufgrund 
der gratis Vierzeiler von S.F. Geiger und der Verlagssticker.


Die Autorenreihe.


Simon Felix Geiger, mit alten und neuen Texten 
gleichermaßen überzeugend. 



Shoutouts gehen raus an 
Matze von der Literarischen Gesellschaft, 
an alle Beteiligten und Helfer an diesem Wochenende
und an die Assel(n).

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