Samstag, 22. Oktober 2011

Mauch und Arleth zum Zweiten.

Während allerorten eifrig prokrastiniert wird, soll die Kunst auch an verkaterten Oktobersamstagen nicht zu kurz kommen. Denn immerhin scheint die Sonne und zwischen der Neckarstadt und Neuenheim entsteht manches literarische Kleinod, das der treuen Leserschaft nicht vorenthalten bleiben wird.

Das diabolic doublefeature an diesem Samstag wartet mit drei Texten von Rebecca Mauch und Florian Arleth auf. Den Anfang macht die Dame mit einem selbstkritischen, aber durchaus süffisanten Text namens



das phlegma,
der fahrstuhlfahrer der apokalypse

die unzufriedenheit frisst mich von innen auf
nagt am selbstbewusstsein, und am optimismus
sie kaut langsam (ist besser für die verdauung)
doch jeder schmatzer lässt mich zusammenzucken

ich sollte aufwachen, sollte rausgehen
sollte menschenleben retten
sollte die erdachse ölen
damit sich die welt wieder bewegen lässt

aber das superheldencape ist noch in der wäsche
und im restlichen öl hab ich gestern
das letzte bisschen antrieb frittiert
und an mein phlegma verfüttert.



 Good stuff. Und ein Bild gibt es auch noch, 
geschossen von Verlagsfotograf Viktor Schwab:
 
  Anbei dann noch zwei Texte des Abgebildeten, 
mal wieder aus dem Genre "Prosagedicht", doch diesmal
wenig selbstreflexiv, dafür sehr bissig, gesellschaftskritisch
und teilweise schon fast battleraphaft:




Auf den Hund gekommen

Wäre die Kunst ein Hund
          dann wäre die Gesellschaft wohl sein Halter,
          der sich Vertrauen
                        mit billigen Leckereien erschlich
                        und ihm dann
                                       die Leine um den Hals legte.

Nur irgendwann
       bleibt die Kunst auf der Strecke,
       wie ein Köter auf einem Rastplatz.
                    Er war einst klein und niedlich,
                    doch wurde groß, lag auf dem Geldbeutel
                                                   und wühlte ständig im Müll seines Besitzers,
                                                   um die Menschen zu verstehen.

Nun quälen ihn
       ungewaschene Lasterfahrer
       seit Tagen ohne Rasur oder Ziel
                 zwischen Bottrop und Biel,
                während der einstige Besitzer,
                                       seiner Sorgepflicht entledigt
                                      die Hundesteuer bei Starbucks
                                                                    in überteuerten Cafe Latte investiert
                                     und sich im Tierheim
                                                    neue Welpen anschaut. 






Fastfoodleben

Dope lyricism straight ahead,
                         aber du nimmst die nächste Ausfahrt
                         wie ein hungriger Handelsreisender
                                      bei Anblick eines goldenen M
                                                          am regenschweren Horizont.

Und während du dich freust,
                         dir einfach mal so
                         ein BigMäc-Menu leisten zu können,
                                und zwar ohne Spar-Coupons,
                        fällt dir ein,
                                dass du am nächsten Tag
                                              um 8 auf der Matte stehen musst
                                und selbst der schale Cafe Latte
                                        hilft nicht gegen deinen Frust,
                                        denn du bist nur Knecht deiner Arbeit und der BMW ist geleast.




 Shoutouts gehen raus 
an Mannheims Dichter und Denker, 
an Pipi Langstrumpf
und an die Assel.
 

1 Kommentar:

  1. Wie du weist habe ich mir das Grinsen nicht mehr von der Backe waschen können...
    Sehr bissig, liebste Grüße Regina

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