Samstag, 19. März 2011

Florian Arleth - Lektionen der Demut (Kurzprosa)

Worüber man so beim erfolglosen Einschlafen sinniert. Und auch, womit einen die Erinnerung betrügt, der man kostbare Momente anvertraut, die sie dann verliert und einem stattdessen Banalitäten auftischt. Aber vielleicht besteht darin auch der Sinn des Ganzen.

Wer weiß, oder wie Ghostface Killah meinte:
     "Why is the sky blue, why is water wet / 
      why did Judas rat to Romans while Jesus slept?"

Der Sinn dieses Textes besteht jedenfalls darin, etwas in genau dreihundert Worten zu sagen. Er ist der erste aus einer Reihe von Aufzeichnungen, den ich nicht zu moralisierend finde.




Lektionen der Demut

Es gibt wenig, das einen Demut besser lehrt, als ge­trocknete Kotze aus der Rundung eines Nike-­Schriftzugs zu kratzen. Ich wurde in meinem Leben bisher zweimal angebrochen.

Das erste Mal an einem Sommerabend im Hof der Cursios. Sandro feierte die Abwesenheit seiner El­tern, ein türkischer Freund war da und trank drei Bier. Aus einer religiösen Familie kommend hatte er wenig Umgang mit Leuten, die Alkohol tranken. Wir waren die große Ausnahme und spielten Karten.

Er stürzte das erste Bier hinunter, Sandro warnte ihn, es folgte das Zweite, wir baten ihn langsam zu ma­chen. Nach Bier drei wurde ihm schlecht und als wir ihm aufhelfen wollten, erbrach er sich ungeschickt über die Lehne des Gartenstuhls. Ein Schwall Ma­geninhalt traf mein Bein und während er da­nach in der Wäschekammer wimmerte, reinigte ich meine Jeans mit dem Gartenschlauch über dem gusseiser­nen Abfluss des Hofes.

Das zweite Mal war auf dem achtzehnten Geburtstag eines jüngeren Bekannten. Es war ein angemietetes Jugendzentrum, in der Dachkammer legten Freunde auf. Die enge Treppe nach oben war so durchgetre­ten wie steil und schon nach ein paar Stunden derma­ßen von Getränken und Wurstsalat bedeckt, dass ihre Benutzung meist einer Rutschpartie ähnelte. Zudem hatte jemand sich bei einem Dunkingversuch im Hof einen Finger am Eisennetz des Korbs aufgerissen, war aber nachlässig wieder feiern gegangen und hatte die komplette Treppenwand mit Blut beschmiert.

Ich wollte gerade den Aufstieg beginnen, überlegte noch, wie ich es anstellen könnte, nichts falsches zu berühren, da kam sie mir entgegen, unbeholfen und an der Wand lehnend. Ich trat zur Seite, grüßte kurz, sie sah mich an und übergab sich, erwischte mich auf dem falschen Fuß und somit wieder einmal mein Bein.

Immerhin schaffte sie es noch, sich kurz zu entschul­digen, bevor sie auf die Toilette ging um weiterzuma­chen und ich, um meine Hose zu säubern.

1 Kommentar:

  1. muhaa^^ wieso nur kommt mir das so bekannt vor? vor allem das zweite mal ;)
    gruß achim

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