Mittwoch, 8. Juli 2015

Offener Brief an Sonia Lauinger

Liebe Sonia Lauinger,

einst sah ich dich als Verlagspartnerin, als vorbildliche Geschäftsfrau, ja sogar als Freundin. Mittlerweile muss ich leider konstatieren, dass du ins Lager der moralfreien Kapitalisten gewechselt bist und dein sozialer Umgang mir gegenüber schmeichelhaft mit „ungehobelt“ umschrieben werden kann. Du bist damals auf mich zugekommen und hast mir eine Kooperation mit dir und Der Kleine Buch Verlag vorgeschlagen, schwärmtest von meinem innovativen Buchdesign und meinen motivierten Autoren. Dafür bin ich dir dankbar, ehrlich, denn ich habe in diesen knapp zwei Jahren viele Dinge lernen dürfen, aber auch andere Dinge lernen müssen, sodass es um meines Seelenfriedens willen nun ein Muss ist, dieses längst überfällige Statement publik zu machen. Ich schreibe dir diese Zeilen daher auch nicht als frustrierter ehemals selbstständiger Künstler (den du für den gesetzlich vorgeschriebenen Mindestlohn als freier Mitarbeiter angestellt hattest und von einem Tag auf den nächsten ohne jegliche Erklärung all seiner Tätigkeitsfelder beraubt hast), sondern als ein Mensch, der auf dieser Ebene zutiefst von dir enttäuscht wurde. Auch scheint dies leider mittlerweile die einzig mögliche Art zu sein, mit dir zu kommunizieren und hoffentlich endlich einmal Gehör zu finden.


Denn statt mir einfach zu erklären, warum selbst nach knapp acht Wochen die Rechnungen längst erschienener und von mir im Alleingang erstellter Bücher nicht bezahlt werden, lässt du meine eMails unbeantwortet, besitzt aber die Dreistigkeit, meinen Büroschlüssel einzufordern (den ich damals auf eigene Kosten nachmachen durfte). Entschuldige bitte, aber: nein! Das sind offene Rechnungen für Bücher, mit denen du bereits Geld verdient hast und zwar alleine schon an den rabattierten Autorenexemplaren. Denn wenn 70 Exemplare im Vorfeld von einem Autor gekauft werden, dann deckt das definitiv die Kosten einer Auflage von 250 Stück plus meinem Honorar von 200 EUR, einem Herausgeberhonorar, welches mir laut eines unbefristeten und auf deinen Wunsch abgeschlossenen Vertrags zusteht. Aber es scheint wohl die neue Mode zu sein, vertraglichen Pflichten nur nach eigenem Gutdünken nachzukommen und dabei gleichzeitig etwas von „professioneller Verlagsarbeit“ zu lamentieren.

Apropos Vertragsbruch: bei der Brot&Kunst-Anthologie mitmachen zu wollen, dafür Verträge einzufordern und dann, nachdem 13 Autoren diese Verträge unterschrieben zurückgeschickt haben und das Buch druckfertig auf dem Server in deinen Büroräumen liegt – nach alldem zwei Monate zu warten, nur um mir dann mitteilen zu lassen, dass das Buch nur gedruckt werden könne, wenn jeder der dreizehn Autoren im Vorfeld Exemplare im Wert von knapp einhundert Euro abnehme – das ist ganz schlechter Stil. Das kommt sogar einer Art Erpressung gleich und um dies zu sagen muss ich nicht einmal auf eine metaphorische Ebene wechseln. Denn in jedem der Verträge wurden dir die Abdruckrechte des Textbeitrages zugesichert, was zumindest rein rechtlich ausschließt, dass dieser Text andernorts zumindest offiziell erscheint. Und in keinem der Verträge stand etwas von einer Mindestabnahme von neun Exemplaren. Ganz im Gegenteil, es wurde den Autoren freigestellt, wie viele Bücher sie abnehmen möchten. O-Ton eines betroffenen Autoren hierzu:
„Haha!!!! Im Vertrag konnte man selbst angeben wie viele man haben möchte. Ich hätte 5 Stück genommen... So kann man sich auch finanziere... *kopfschüttel*“

Und so bleibt es an mir, diese Autoren zu vertrösten, denn ich sehe sie noch als Menschen und nicht nur als Mittel zum Zweck. Auch halte ich mich an Verträge, selbst auf mündlicher Basis. Mir ging es immer um die Gemeinschaft von Kreativen und das Schaffen von Kunst, dir scheinbar letztlich nur um Anpassung an den Mainstream und deinen Einfluss in der Karlsruher Kulturszene. Auf andere Art kann ich mir dein Verhalten bei der Landesgartenschau in Landau auch nicht erklären, was der Vollständigkeit halber hier ebenfalls noch Erwähnung finden muss. Du erinnerst dich sicherlich noch daran, dass Brot&Kunst es war, denen du die Anwesenheit Des Kleinen Buch Verlags in der dritten Juniwoche dort zu verdanken hast. Denn wir Kumpanen wurden von der Universität Landau angefragt, ob wir ihre Räumlichkeiten dort eine Woche bespielen wollen und wir Kumpanen haben dich ins Boot geholt, dir sogar gänzlich uneigennützig das komplette Wochenende für Krimilesungen und sonstiges überlassen. Dieser Dankbarkeit dann damit Ausdruck zu verleihen, dass du ohne jegliche Rücksprache einfach mehr als das doppelte des uns für diese Woche zur Verfügung stehenden Budgets für „Fahrtkosten“ in Rechnung stellst, während ich und die meisten meiner Autoren dann auf eigene Kosten nach Landau anreisen mussten, das ist gelinde gesagt etwas unhöflich, was glücklicherweise nicht nur ich so sehe. Aber vielleicht ist es auch einfach nur das, was du so gerne als „professionell“ bezeichnest.

Ich für meinen Teil bleibe lieber menschlich. Denn wir Kumpanen backen vielleicht kleine Brötchen, aber wir backen diese selbst.

Florian Arleth

(Brot&Kunst)

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