Liebe
Sonia Lauinger,
einst
sah ich dich als Verlagspartnerin, als vorbildliche Geschäftsfrau,
ja sogar als Freundin. Mittlerweile muss ich leider konstatieren,
dass du ins Lager der moralfreien Kapitalisten gewechselt bist und
dein sozialer Umgang mir gegenüber schmeichelhaft mit „ungehobelt“
umschrieben werden kann. Du bist damals auf mich zugekommen und hast
mir eine Kooperation mit dir und Der Kleine Buch Verlag
vorgeschlagen, schwärmtest von meinem innovativen Buchdesign und
meinen motivierten Autoren. Dafür bin ich dir dankbar, ehrlich, denn
ich habe in diesen knapp zwei Jahren viele Dinge lernen dürfen, aber
auch andere Dinge lernen müssen, sodass es um meines Seelenfriedens
willen nun ein Muss ist, dieses längst überfällige Statement
publik zu machen. Ich schreibe dir diese Zeilen daher auch nicht als
frustrierter ehemals selbstständiger Künstler (den du für den
gesetzlich vorgeschriebenen Mindestlohn als freier Mitarbeiter
angestellt hattest und von einem Tag auf den nächsten ohne jegliche
Erklärung all seiner Tätigkeitsfelder beraubt hast), sondern als
ein Mensch, der auf dieser Ebene zutiefst von dir enttäuscht wurde.
Auch scheint dies leider mittlerweile die einzig mögliche Art zu
sein, mit dir zu kommunizieren und hoffentlich endlich einmal Gehör
zu finden.
Denn
statt mir einfach zu erklären, warum selbst nach knapp acht Wochen
die Rechnungen längst erschienener und von mir im Alleingang
erstellter Bücher nicht bezahlt werden, lässt du meine eMails
unbeantwortet, besitzt aber die Dreistigkeit, meinen Büroschlüssel
einzufordern (den ich damals auf eigene Kosten nachmachen durfte).
Entschuldige bitte, aber: nein! Das sind offene Rechnungen für
Bücher, mit denen du bereits Geld verdient hast und zwar alleine
schon an den rabattierten Autorenexemplaren. Denn wenn 70 Exemplare
im Vorfeld von einem Autor gekauft werden, dann deckt das definitiv
die Kosten einer Auflage von 250 Stück plus meinem Honorar von 200
EUR, einem Herausgeberhonorar, welches mir laut eines unbefristeten
und auf deinen Wunsch abgeschlossenen Vertrags zusteht. Aber es
scheint wohl die neue Mode zu sein, vertraglichen Pflichten nur nach
eigenem Gutdünken nachzukommen und dabei gleichzeitig etwas von
„professioneller Verlagsarbeit“ zu lamentieren.
Apropos
Vertragsbruch: bei der Brot&Kunst-Anthologie mitmachen zu wollen,
dafür Verträge einzufordern und dann, nachdem 13 Autoren diese
Verträge unterschrieben zurückgeschickt haben und das Buch
druckfertig auf dem Server in deinen Büroräumen liegt – nach
alldem zwei Monate zu warten, nur um mir dann mitteilen zu lassen,
dass das Buch nur gedruckt werden könne, wenn jeder der dreizehn
Autoren im Vorfeld Exemplare im Wert von knapp einhundert Euro
abnehme – das ist ganz schlechter Stil. Das kommt sogar einer Art
Erpressung gleich und um dies zu sagen muss ich nicht einmal auf eine
metaphorische Ebene wechseln. Denn in jedem der Verträge wurden dir
die Abdruckrechte des Textbeitrages zugesichert, was zumindest rein
rechtlich ausschließt, dass dieser Text andernorts zumindest
offiziell erscheint. Und in keinem der Verträge stand etwas von
einer Mindestabnahme von neun Exemplaren. Ganz im Gegenteil, es wurde
den Autoren freigestellt, wie viele Bücher sie abnehmen möchten.
O-Ton eines betroffenen Autoren hierzu:
„Haha!!!! Im Vertrag konnte man selbst angeben wie viele man haben
möchte. Ich hätte 5 Stück genommen... So kann man sich auch
finanziere... *kopfschüttel*“
Und so
bleibt es an mir, diese Autoren zu vertrösten, denn ich sehe sie
noch als Menschen und nicht nur als Mittel zum Zweck. Auch halte ich
mich an Verträge, selbst auf mündlicher Basis. Mir ging es immer um
die Gemeinschaft von Kreativen und das Schaffen von Kunst, dir
scheinbar letztlich nur um Anpassung an den Mainstream und deinen
Einfluss in der Karlsruher Kulturszene. Auf andere Art kann ich mir
dein Verhalten bei der Landesgartenschau in Landau auch nicht
erklären, was der Vollständigkeit halber hier ebenfalls noch
Erwähnung finden muss. Du erinnerst dich sicherlich noch daran, dass
Brot&Kunst es war, denen du die Anwesenheit Des Kleinen Buch
Verlags in der dritten Juniwoche dort zu verdanken hast. Denn wir
Kumpanen wurden von der Universität Landau angefragt, ob wir ihre
Räumlichkeiten dort eine Woche bespielen wollen und wir Kumpanen
haben dich ins Boot geholt, dir sogar gänzlich uneigennützig das
komplette Wochenende für Krimilesungen und sonstiges überlassen.
Dieser Dankbarkeit dann damit Ausdruck zu verleihen, dass du ohne
jegliche Rücksprache einfach mehr als das doppelte des uns für
diese Woche zur Verfügung stehenden Budgets für „Fahrtkosten“
in Rechnung stellst, während ich und die meisten meiner Autoren dann
auf eigene Kosten nach Landau anreisen mussten, das ist gelinde
gesagt etwas unhöflich, was glücklicherweise nicht nur ich so sehe.
Aber vielleicht ist es auch einfach nur das, was du so gerne als
„professionell“ bezeichnest.
Ich
für meinen Teil bleibe lieber menschlich. Denn wir Kumpanen backen
vielleicht kleine Brötchen, aber wir backen diese selbst.
Florian
Arleth
(Brot&Kunst)
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