Impressionen dieser merkwürdigen, aber dennoch irgenwie bereichernden Woche findet ihr anbei.
Berlin ruft
..und ich leiste Folge,
widerwillig,
nur in der vagen Hoffnung,
eine Woche Hauptstadt sei
nach Monaten freiwilligen Stubenarrests
eine Bereicherung für das Leben.
Doch Berlin ist
sich auf dem Kurfürstendamm
weiße Sneakers zu kaufen
und auf dem Prenzlauer Berg damit
in Scheiße zu treten,
die den Gehweg pflastert
wie Minen.
Drei Kinder in Kreuzberg treten
einen kantigen Stein mit Fußballschuhen
und auf dem durchlöcherten Pflaster
liegt eine Spritze.
Erster Mai und an der Mauer beobachte ich,
wie grüne Wasserwerfer
auf der roten Backsteinbrücke
über die Spree kriechen.
Ein schlechtbezahnter Jüngling
schnorrt Kleingeld und teilt dafür
den Polizeifunk aus dem Walkie-Talkie
um seinen Hals,
hat einen ziemlichen Hals
auf Demotourismus
und Polizisten,
die dumm genug sind,
auf Kanal A zu funken.
In Friedrichshain
raus aus der U-Bahn
und schwarzbekleidete Menschen
mit Patronengürteln und Revolutionsaufnähern
kommen aus dem Subway,
mit Verpflegung für die große Kundgebung
im Park um die Ecke.
Für mich vom Balkon
im dritten Stock
nur Blaulichter in der Ferne und
ein leise wummerndes Gemisch
aus Punkrocksongs und Polizeidurchsagen,
während hinter meinem Rücken
die Hausparty seit Tagen tobt.
Einen Beutel Speed geschmuggelt
und das Videospiel wird auf „schnell“ gestellt,
dem Tempo für Fifa wie für 2011,
mit treibendem Elektro
aus dem Ghettoblaster in der Küche,
der seit knapp zwanzig Stunden
die Hintergrunduntermalung
einer fiebrigen Feierkultur liefert,
doch mich auf die Straße treibt.
Hinaus in die unwirkliche Kälte
der ersten Tagesstunde
im asphaltierten Osten
dieser merkwürdigen Hauptstadt.
Mit lauwarmem Käsebrötchen
und eiskaltem Bier
auf der Suche nach dem Wahren
in den Ruinen des sozialistischen Klassizismus,
Arbeiterpalästen in der einstigen Stalinallee
mit fehlenden Wandfliesen
und drei Namen je Klingelschild.
Und die Chaussee der Enthusiasten
führt in verlassene Industrietempel,
der Club der Visionäre
liegt leer an der Spree.
Du warst ja gar nicht in Berlin, denn da gibt es keinen "KUHfürstendamm" :-) Gruß aus "Mauer" :-)
AntwortenLöschenYo man das war ne freshe Woche mein Freund! Sehr gut wiedergegeben.
AntwortenLöschenSehr cooler Text, scheinst ja auf jeden Fall 1-2 neue Eindrücke gesammelt zu haben :D
AntwortenLöschenMan sollte vielleicht dazu sagen dass wir nicht immer so sind ;)
Grüße in den Süden